22.07.2013

Beim Medienprojekt der Klassen 1 und 2 zu Besuch in der „Tabaluga“-Grundschule in Bieblach-Ost / Berufsschüler unterstützen viele soziale Projekte in Bieblach-Ost

 

Was können Linsen in einer Rahmentrommel? – Sie können rauschen wie Meereswellen … Alle Kinder lauschen. Sacht wiegt Pascal seine Trommel hin und her. Zum Rauschen gesellt sich ein Plätschern. Kleine Finger wackeln in der Wasserschüssel. Ins Rauschen und Plätschern hinein beginnt Lukas, der Sprecher, die Geschichte: „Es war einmal eine Meerjungfrau…“ Laura schaut mit großen Augen auf den Zettel. Gleich ist sie dran. Sie gibt der Meerjungfrau ihre Stimme. – Gespannt wie Flitzebogen hocken die Kinder der 2a im abgedunkelten Klassenzimmer. 

Nur dreimal drei Stunden standen ihnen zur Verfügung, um einen kleinen Film zu produzieren. Sie haben sich die Geschichte ausgedacht, dazu rund zwei Dutzend Bilder getuscht. Die wurden dann auf den Film gebannt. Nun hat die heiße Endphase der Filmproduktion begonnen: die Vertonung. Eifrig und ganz konzentriert gehen die Kinder an ihr Werk. Ganz professionell linsen zwei Steppkes durch die Kameras. – „Stopp!“ Die erste Szene ist im Kasten.

„Regisseurin“ Sandra Landgraf ist hocherfreut. Gemeinsam mit Bianka Hörl und Jana Golm betreut sie diese Gruppe beim aufregenden Medienprojekt. Sie sind drei von 23 jungen Leuten, die im 2. Ausbildungsjahr an der Berufsschule für Gesundheit, Soziales und Sozialpädagogik Gera (SBBS) ihren berufsbegleitenden Abschluss als Erzieher anstreben. „Bisher haben wir Medienprojekte in 3. und 4. Klassen betreut, erstmals probieren wir das mit den 1. und 2. Klassen“, erklärt Sozialpädagogin Bärbel Jähnert. „Jede Klasse stellt einen eigenen kleinen Film her, und alle vier Filme werden wir dann in den beteiligten Klassen präsentieren. Die Kinder sollen lernen, mit Medien umzugehen. Den Computer haben wir ganz bewusst außen vor gelassen. Uns kommt es hier auf eine handlungsorientierte Erziehung an. Die Kinder sollen mit eigenem Tun erleben, welches Handwerk nötig ist, damit ein Film entsteht. Und sie sollen darüber reflektieren, also sich ihre eigenen Gedanken machen können.“ Die praktische Arbeit mit Kindern in Kindergärten und Schulen gehört seit langem zur Ausbildung an der SBBS. „Wir organisieren Spielfeste und thematische Veranstaltungen für die Kinder“, nennt Bärbel Jähnert zwei Beispiele, beobachtet genau das Geschehen und macht sich Notizen. „Bei diesem Medienprojekt bewerten wir auch die Arbeit unserer künftigen Erzieher. Es fordert von ihnen eine erhebliche Vor- und Nachbereitung, und diesmal stehen sie auch vor der Aufgabe, eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt zu organisieren.“ Jana Golm kam auf die Idee, sich ans Bieblach Echo zu wenden. Die Leser im Stadtteil sollen erfahren, was hier so alles vor sich geht. 

Von der anspruchsvollen praxisorientierten Ausbildung an der SBBS profitieren nicht nur deren Azubis. Für die soziale Netzwerkarbeit des Stadtteilbüros ist das Engagement der ansässigen Berufsschule inzwischen unverzichtbar geworden, sagt Stadtteilmanagerin Steffi Nauber. „Diese Kooperation haben wir miteinander über Jahre hinweg aufgebaut, sie ist eine von vielen schönen Mosaiksteinen des gesellschaftlichen Miteinanders in unserer Plattenbausiedlung.“

Gleich zweimal brachten sich Schüler der Ausbildungsrichtungen Kinderpflege und Sozialassistenz im Mai in das gemeinschaftliche Leben im Wohngebiet Gera-Bieblach ein: 

In Zusammenarbeit mit dem Stadtteilbüro wurde die Idee aufgegriffen, die Behelfshaltestelle „Hilde-Coppi-Str.“ der Geraer Verkehrsbetriebe zu gestalten, die unterhalb der Berufsschule steht. Mit viel Begeisterung und inspiriert von den Arbeiten des amerikanischen Künstlers Keith Haring setzten die Schüler der KP 11/1 am 7. Mai ihre grafischen Einfälle um, schufen so für die nächsten Monate einen Blickfang für die den Schienenersatzverkehr nutzenden Fahrgäste und Anwohner. Die Auszubildenden der Klasse S 11/2 wiederum unterstützten den Verein „Tischlein deck' dich / Die helfende Hand“ e.V. zum 15-jährigen Jubiläum des Vereins. Mit viel Freude überraschten sie die Kinder der Kindertagesstätte Mosaik, die die Jubiläumsgäste des Vereins mit einem kleinen Programm erfreuten. Als Dankeschön für ihren Auftritt wurden die kleinen Künstler mit den geschickten Schminkkünsten der angehenden Sozialassistenten in Chinesen, Piraten, Tiger, Vampire und Clowns verwandelt. Eine gemeinsame Freude.

„Es ist uns wichtig, dass auch in Bieblach-Ost vor allem die Kinder etwas Schönes, Besonderes im Alltag erleben“, beschreibt Bärbel Jähnert ganz schlicht die Motivation der Lehrer und Azubis der SBBS. „Im Geraer Stadtzentrum ist das sicher einfacher, da ist ja oft viel los. Uns aber liegt diese Plattenbausiedlung, ein sozialer Brennpunkt, besonders am Herzen.“ Mit der Tabaluga-Grundschule pflege man seit langem enge Kontakte. „Hier treffen sich die Interessen in besonderem Maße. Wir unterstützen die Bildungsarbeit der Schule, und gleichzeitig können wir unsere Schüler auf kurzem Wege in die Praxis schicken, wo sie wertvolle Erfahrungen sammeln.“

Beim Medienprojekt konnte die Berufsschule erneut auf die Unterstützung des Offenen Kanals Gera zählen. Er stellte die nötige Technik zur Verfügung, ist aber auch stets medienpädagogisch ein zuverlässiger Partner.

Wie nun die kleine Geschichte von der Meerjungfrau ausgeht? Gut natürlich! Vor allem aber haben die jüngsten Schüler eine leise Ahnung davon bekommen, wie viel Arbeit in einem geilen Film steckt. Dagmar Paczulla

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